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Bootfahren mit Kindern

Einleitung

Für viele Eltern ist es vor dem Bootsurlaub das Thema überhaupt: Kinder an Bord – geht das überhaupt und wenn ja, worauf sollte man achten? Mit den nachfolgenden Verhaltensregeln und Tipps wollen wir Ihnen und den „lieben Kleinen“ den Schritt vom Steg aufs Boot erleichtern. Einige Punkte mögen Ihnen profan erscheinen, werden sich aber beim Befolgen als wichtiges Puzzleteil im Gesamtgefüge „Familienurlaub auf dem Wasser“ erweisen.

Das passende Boot

  • Ziehen Sie ein ruhiges, gerne auch stäbiges Fahrtenboot, einem Rennboot mit viel PS vor. Die Sicherheit Ihrer Familie steht im Vordergrund, es müssen keine Geschwindigkeitsrekorde gebrochen werden
  • Entscheiden Sie sich im Zweifel für das Boot mit mehr Innenraum, damit jedes Familienmitglied sein eigenes Reich hat, die Möglichkeit für ein ungestörtes Nickerchen oder eine Mahlzeit besteht und bei Schlechtwetter ein Rückzugsort vorhanden ist
  • Vermeiden Sie ein Boot mit Seiteneingang zum Salon, der nur über eine Gangway möglich ist. Bevorzugen Sie lieber ein Boot mit einem Cockpit auf dem hinteren Deck mit Geländer, damit Sie während der Fahrt einen kontinuierlichen Blick auf Ihr Kind haben
  • Haben Sie ein Auge darauf, dass Handläufe oder Stützen auf Kinderarmhöhe vorhanden sind
  • Ein Bimini oder Sonnensegel an Bord sorgt für angenehmen Schatten. Häufig gehört das Bimini zur Serienausstattung einer Yacht, ein Sonnensegel ist jedoch nicht immer automatisch mit an Bord. Eine Nachrüstung empfiehlt sich in jedem Fall, wenn sie in heißeren Breiten unterwegs sein werden
  • Wenn Sie sich und Ihre Familie vor Gischt und ungemütlichen Wind schützen wollen, sollten Sie darauf achten, sich ein Boot mit einem Sprayhood zuzulegen
  • Eine rutschfeste Deckoberfläche beugt bösen Stürzen vor
  • Bei einem Gasanschluss an Bord: Prüfen Sie, ob die Gasflasche sicher verstaut werden kann und für Kinder unzugänglich ist
  • Eine Badeleiter erleichtert Ihnen und Ihrem Schützling den Ein- und Ausstieg beim Baden
  • Wenn das Boot mit einem Dinghi (Beiboot) ausgestattet ist, ist das eine gute Möglichkeit für zusätzlichen Spaß: Für kleine Wassersportler ist es ein besonderes Abenteuer, an Liege- und Ankerplätzen einmal selbst über das Wasser zu sausen 

EXKURS: FÜHREN VON MOTORBOOTEN AB 12 JAHRE IN DEUTSCHLAND

Eine grundlegende Voraussetzung für den Erwerb eines Sportbootführerscheins und dem Führen von Motorbooten in Deutschland ist ein Mindestalter von 16 Jahre. Es gibt jedoch auch einige Gebiete (siehe Tabelle), in denen Jugendliche ab 12 Jahre, die noch keinen Führerschein machen können, mit einem 5 PS Außenborder fahren dürfen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Motoryachtverband e.V. (DMYV) ein Konzept entwickelt, das es Jugendlichen mit einem Mindestalter von 12 Jahren ermöglicht auf den unten genannten Wasserstraßen ein Fahrzeug mit einer Länge von bis zu 5 Metern und einer Antriebsmaschine mit höchstens 3,68 kW zu führen. Voraussetzung dafür ist die Mitgliedschaft in einem DMYV-Verbandsverein und dass der Jugendliche dort eine B1-Lizenz im Rahmen einer Schulung mit anschließender Prüfung erlangt hat. Weitere Informationen zum Sportbootführerschein und der B1-Lizenz erhalten Sie in der DMYV-Geschäftsstelle.

GewässerKmHinweise
Aller
0,25 – 49,65 (Schleuse Hademstorf)nur bis zu einem Wasserstand von 200 cm am Pegel Celle
49,65 – 117,00
nur bis zu einem Wasserstand von 210 cm am Pegel Rethem
Altenplathower Altkanal0,00 – 2,10
Beetzsee-Riewendsee-Wasserstraße1,00 – 21,80
Dahme-Wasserstraße
10,30 – 14,75 (Krimnicksee, Krüpelsee)
Ems
44,78 – 124,00nur bis zu einem Wasserstand von 320 cm am Pegel Rheine
Ems-Seitenkanalvolle Länge
Fuldabis 108,78
Hohennauener Wasserstraße1,50 (Straßenbrücke B 102) – 10,40
Lahn-11,08 – 135,96
MainAltarm Steinheimer Bogen 57,90 – 58,30
Obere Havel-WasserstraßeGroßer Labussee von 86,35 – 92,08,Wangnitzsee von 0,00 – 0,40
Peene0,95 – 104,60
Regnitz7,43 – 6,41
Roßdorfer Altkanal0,90 – 6,86
Ruhr
11,70 – 12,21
nur bis zu einem Wasserstand von 267 cm am Pegel Hattingen
Saale
36,65 – 93,60
95,80 – 120,00
Sagter Ems
Leda-Einmündung bis Elisabethfehnkanal
Stadttrave0,09 – 2,65
Stichkanal Osnabrück1,56 (Brücke 72) – 6,05 (Brücke 76)
Stör-Wasserstraße20,00 – 44,70
Storkower Gewässer

0,00 – 2,70 (Langer See)
3,90 – 7,00 (Wolziger See)
nur in Begleitung einer geeigneten Person im Alter von mindestens 18 Jahren
Teupitzer Gewässer

0,00 – 6,63 (Huschtesee, Schmöldesee, Hölzerner See)
nur in Begleitung in einer geeigneten Person in Alter von mindestens 18 Jahren
Wasserstraße Kleiner Wendsee – Wusterwitzer See
1,50 (Großer Wusterwitzer See,
Straßenbrücke Plaue – Wusterwitz) – km 3,93
Werra0,78 – 89,00
Weser0,00 – 204,30
Zensdorfer Lanke0,00 – 3,00
Ziegelsee26,50 – 30,37

FAMILIENFREUNDLICHE TÖRNPLANUNG

Das „A“ und „O“ bei der familienfreundlichen Törnplanung ist die Auswahl des richtigen Reviers. Ein Revier mit nicht zu viel Wind (schon gar nicht Sturm) und wenig Wellen ist ideal. Schauen Sie sich die Wetterdaten aus den Vorjahren an und wägen ab. Wenn Ihr Kind gerne schwimmen geht, sind Reviere mit sauberem Wasser zu empfehlen. Der Ausgangshafen Ihres Törns sollte mit dem (Miet-)Auto erreichbar sein. Es gibt Kinder, denen macht es nichts aus, den ganzen Tag lang mit den Eltern auf dem Boot zu verbringen. Andere wiederum sind nach vier bis fünf Stunden Fahrt überfordert. Planen Sie daher ausreichend Stopps ein. Bedenken Sie dabei: Nicht der schicke Yachtclub oder das tolle Restaurant sollte Ihr Ziel sein, sondern ein Liegeplatz z.B. mit gut erreichbarem Spielplatz, Schwimmbad oder Freizeitpark. Um Konflikte zu vermeiden, ist es ratsam Kinder in die Gestaltung des Tagesablaufs einzubeziehen.

Sie sind Einsteiger im Bootssport und haben noch kein eigenes Boot und fragen sich, ob ein längerer Urlaubstörn für Ihre Familie geeignet ist? Dann leihen Sie sich doch zuerst entweder ein Boot von Freunden aus oder chartern ein adäquates Familienboot. Besonders eignen sich für den ersten Törn mit Kindern Flottillenfahrten mit anderen Familien, die in ähnlicher Situation wie Sie sind. Charteragenturen haben bereits etliche spezielle Familientörns und -angebote im Programm.

SICHERHEIT AN BORD

Ausrüstung und nützliche Utensilien

  • Legen Sie sich eine ohnmachtssichere Kinderschwimmweste (ab 20 kg) zu, möglichst eine vollautomatische Schwimmweste mit integriertem Lifebelt, die passgenau auf das Körpergewicht Ihres Kindes abgestimmt ist. Wenn Sie eine vollautomatische Schwimmweste nutzen, besorgen Sie zur Sicherheit vorab Ersatzpatronen für die Weste
  • Eine zusätzliche Feststoffweste für Badeausflüge sorgt für Sicherheit rundum
  • Stellen Sie eine kleine Kinder-Reiseapotheke (ggf. in Absprache mit Ihrem Kinderarzt) zusammen und haben Sie diese stets griffbereit
  • Denken Sie an einen ausreichenden Sonnenschutz: Eine Kopfbedeckung (Hut, Kappe, o.ä.), Sonnenbrille, wasserfeste Sonnencreme mit extrem hohen Lichtschutzfaktor, leichte Baum-wollanzüge und regelmäßiges Wassertrinken schützen Ihr Kind vor einem Sonnenbrand bzw. –stich
  • Bringen Sie alle, die für Ihr Kind notwendigen, Essens- (z. B. Babynahrung) und Hygieneartikel (z.B. Windeln) mit an Bord, da diese Artikel eventuell schwer auf Ihrer Hausbootroute erhältlich sind
  • Lassen Sie Ihr Kind Bootsschuhe mit weicher, rutschfester Sohle tragen. Sie sorgen für einen guten Halt an Deck
  • Wenn Kinder nass werden, fühlen sie die Kälte schneller und stärker als Erwachsene. Ausreichend Wechselkleidung ist daher ein Muss

Baby-Spezial

  • Nehmen Sie einen Fahrradkindersitz, am besten mit Sicherheitsgurt und Sonnenschirm, mit. Er lässt sich an der Reling befestigen und bietet eine sichere Sitzmöglichkeit für neugierige Babys und Kleinkinder
  • Nehmen Sie die Schale Ihres Kinderwagens (unbedingt vor dem Verrutschen sichern!) oder eine Baby-Hängematte mit, hier ist Ihr Baby gut aufgehoben und schläft am besten
  • Ein Reisebett an Deck kann zeitweise als Laufsteg nützlich sein, wenn Sie mit dem Steuern des Bootes beschäftigt sind
  • Statten Sie sich zur Sicherheit mit Wasser in Flaschen für die Zubereitung von Flaschenmilch aus. Frischwasser an Bord ist nicht immer unbedingt geeignet für Babys

Maßnahmen vor der Abfahrt

  • Legen Sie Wert darauf, dass Ihr Partner und Sie beide gleichermaßen im Umgang mit einem Boot versiert sind. Nutzen Sie ggf. Kurse oder Trainings in einem unserer Mitgliedsvereine oder anerkannten Ausbildungsstätten um sich das nötige Wissen anzueignen oder aufzufrischen
  • Verteilen Sie die Aufgaben an Bord: Wer das Boot steuert, kann sich nicht ausreichend um die Sicherheit von Kindern kümmern. Beaufsichtigen Sie Ihr Kind immer so, als würde es an einer stark befahrenen Straße oder am Strand spielen
  • Überprüfen Sie die Reling auf Stabilität
  • Spannen Sie Sicherheitsgurte über die gesamte Bootslänge, damit Ihr Kind stets angeleint sein kann
  • Versehen Sie scharfkantige Objekte mit einer Kindersicherung oder polstern diese mit Schaumstoff ab
  • Bringen Sie ein Sicherheitsnetz an der Reling an. Es verhindert, dass Personen oder Gegenstände wie Spielzeuge über Bord gehen
  • Zeigen Sie Ihrem Nachwuchs den MOB-Knopf (Man Over Board) am GPS-Gerät und erklären Sie ihm, wie man im Notfall die Küstenwache über den UKW-Funk verständigen kann
  • Üben Sie mit Ihrem Kind den Umgang mit der Rettungsweste an Land und im Wasser
  • Gehen Sie mit Ihren Kindern zunächst in Ruhe alle Wege ab und erklären ihm gefährliche Stellen, sagen ihm, was es für die Fahrt zu beachten hat

Verhaltensregeln für unterwegs

  • Stellen Sie klar, dass an Deck immer eine Rettungsweste zu tragen ist, dies gilt auch für alle, die „gut schwimmen können“. Wer keine Rettungsweste trägt, geht unter Deck
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und tragen Sie während der gesamten Fahrt ebenfalls Ihre Rettungsweste
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind ab, dass es sich während der Fahrt möglichst bei Ihnen in Sichtweite aufhalten soll. Bug, Heck und das Dach der Kajüte sollten sicherheitshalber für Tabu erklärt werden
  • Achten Sie vor dem Schwimmen immer auf eventuelle Strömungen und schalten den Motor ab, um Unfälle mit der Schiffsschraube zu vermeiden
  • Bei einem Ausflug auf einen See oder an einen Altarm eines Flusses sollten Sie an warmen Tagen auf das Vorhandensein von Blaualgen achten. Ist ein schmieriger, grünlichblauer Film auf dem Wasser, sollte Ihr Kind nicht damit in Berührung kommen
  • Erklären Sie Ihrem Kind, dass das Rennen an Bord nicht gestattet ist, ebenso sollte das zu starke Toben an Deck vermieden werden
  • Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass es sich nicht gegen die Reling lehnen soll und nicht unter dem Netz durchkrabbeln darf
  • Halten Sie Luken immer geschlossen und bitten Sie Ihr Kind abends alle Spielezeuge von Deck zu räumen, um Sturz- und Stolpergefahr zu vermeiden
  • Warnen Sie vor zugeklappten Lukendeckeln, sie können kleine Finger und Zehen quetschen und stellen ein häufiges Verletzungsrisiko dar
  • Machen Sie darauf aufmerksam, dass jeder, der von Bord (auch in Beiboot) geht, sich abmelden muss
  • Bei schlechtem Wetter, bei starkem Seegang oder Sturm haben Kinder nichts an Deck zu suchen, Kleinkinder sollten in dieser Situation nie ohne Aufsicht gelassen werden
  • Halten Sie den Niedergang immer frei

Baby-Spezial

  • Der sicherste Platz für Babys an Bord ist die Mitte an Bord
  • Lassen Sie Ihr Kind immer in Sichtweite schlafen, ein Babyphone ist bei der Geräuschkulisse auf dem Boot nicht hilfreich
  • Beim Betreten und Verlassen des Bootes sollten Babys und Kleinkinder behutsam von einem Erwachsenen zum anderen gereicht werden

UNTERHALTUNG

Denken Sie immer daran: Wenn sich Kinder (und mitunter auch Jugendliche) an Bord langweilen, dann ist das nicht immer deren Schuld. Treffen Sie entsprechende Vorkehrungen:

  • Packen Sie Bücher zum Vor- oder Selberlesen passend zum Bootsurlaub (z.B. „Die Schatzinsel“, „Sindbad der Seefahrer“, „Wicky und die starken Männer“) ein
  • Buntstifte, Papier und weitere Bastelutensilien dürfen auf keinen Fall an Bord fehlen. So kann Ihr Kind seiner Fantasie freien Lauf lassen und seine Eindrücke festhalten
  • Für Schlechtwetter: Nehmen Sie Gesellschaftsspiele für die ganze Familie mit. Vermeiden Sie jedoch die Mitnahme von Spielen mit winzigen Spielfiguren, diese können ziemlichen Ärger verursachen, wenn sie irgendwann auf Nimmerwiedersehen in der Bilge verschwinden und noch nach Jahren die Lenzpumpe verstopfen
  • Nehmen Sie für kleinere Kinder eine vertraute Kuscheldecke oder ein Schmusekissen und evtl. ein Lieblingskuscheltier mit, das kann Wunder bewirken
  • Stecken Sie ein Unterwasser-Fotoapparat und Fernglas ein, damit kann Ihr Kind super die Umgebung erkunden
  • Kleine Kinder haben richtig viel Spaß, wenn man Ihnen auf dem Achterschiff ein kleines, aufblasbares Schwimmbecken mit lauwarmem Wasser füllt und sie planschen lassen
  • Haben Sie eine Spritzpistole im Gepäck, diese sorgt für die nötige Abkühlung und Spaß
  • Eine Angel an Bord sorgt für zusätzlichen Spaß, genauso wie alles, was man hinter dem Boot herziehen kann, wie ein Maskottchen und „Towables“ (Banane, Hotseat, etc.)
  • Wenn es sich bei Ihrem Kind um eine echte Wasserrate handelt, sollte die eigene Schnorchel-ausrüstung und Flossen auf keinen Fall im Gepäck fehlen
  • Für Ausflüge zu Stränden und Buchten können Sie Klassiker wie Frisbee, oder Eimer, Sieb und Schaufel mitgenommen werde
  • Fahrräder sind bei Bootsferien mit Kindern ebenfalls empfehlenswert. Falls möglich, sollten die eigenen Räder mitgenommen werden, meistens fahren Kinder damit am sichersten. Vergessen Sie den Fahrradhelm nicht!
  • Ihrem Nachwuchs kann es unter Umständen eine große Freude bereiten, ein ferngesteuertes Elektroboot übers Wasser jagen lassen zu können. Nehmen Sie doch eins mit
  • Falls Ihr Kind bereits im Schulalter ist, beziehen Sie es in „wichtige“ Manöver ein bzw. lassen Sie es auch einmal selbst Hand anlegen. Aufgaben können sein: Flaggen setzen, Leinen klarieren, Fender anbringen, Landmarken entdecken, Manöverbefehle weitergeben, Deckschrubben, bei Logbucheinträgen mithelfen (Kompassdaten angeben), Kurs bestimmen, Karten „lesen“
  • Erklären Sie Ihrem Kind die Navigationsinstrumente, wie Kompass, Seekarte und GPS und lernen Sie mit ihm die Knoten
  • Nehmen Sie einen Spielfreund oder eine -freundin mit, wenn es sich bei Ihrem Kind um ein Einzelkind handelt
  • Veranstalten Sie Grillabende am Ufer

CHECKLISTE

Die Checkliste Bootfahren mit Kindern finden Sie im Downloadbereich des DMYV.